Warum ist Stille so schwer?

15. Februar 2021 | 0 Kommentare

Stille, warum ist es so schwer, sie zu (er-)TRAGEN?

 

Die Sehnsucht nach Stille, nach Ruhe, nach dem „Nichts tun“ – sie begleitete mich lange. Jahrelang hatte ich eine Starke Sehnsucht danach, doch jedes Mal, wenn es einen Raum oder eine Möglichkeit für Stille gab, habe ich sie nicht ertragen. Statt Frieden, kam Unruhe, Nervosität und ein unangenehmes Gefühl, das ich am liebsten sofort wieder betäuben wollte.

Die Gedanken wurden laut und kreisten unaufhörlich: „Was könnte ich jetzt alles machen?“ Und doch machte ich nichts, außer mich zu beschäftigen – kochen, putzen, scrollen, recherchieren. Alles, um mich abzulenken, um der Stille zu entkommen.

Warum ist Stille so schwer zu ertragen? Diese Frage hat mich auf eine tiefe innere Reise geführt. Ich habe meditiert, geschrieben, gelesen und mich mit meinen persönlichen Glaubenssätzen auseinandergesetzt. Der Prozess war intensiv, manchmal frustriend und nur durch kleine Schritte machtbar.

Dabei sind zwei wesentliche Erkenntnisse aufgetaucht:

  1. Meine persönliche Geschichte und Prägung
  2. Die Verbindung zu Ayurveda und Cold Depression

Warum ist es so schwer Stille zu ertragen?

Klar, auf der Hand lagen

  • zu Hause gab es immer was zu tun, ich habe es nicht gelernt.
  • mein Kopf ist halt so unruhig und ich so gern unter Menschen, in Bewegung oder hab es gern ordentlich
  • warum ist es überhaupt wichtig still zu werden, ich lebe doch jetzt und Leben ist aktiv

 

Die Prägung meiner Beziehung zur Stille

Schon in meiner Jugend gab es Momente, in denen ich mich allein und „anders“ fühlte. Besonders erinnere ich mich an eine Zeit in der 8. Klasse: ein Klassenwechsel, neue Gesichter, eine reine Mädchenschule. Die Schulmessen, die andere nur als lästig empfanden, waren für mich ein Ort der Ruhe. Ich mochte das Singen, die Einkehr, das lauschen der Geschichten, ich war auch noch nicht so „weit entwickelt wie dich anderen“, kaum Busen, noch keine Menstruation. Da es alle irgendwie doof fanden und ich dazugehören wollte, begann ich, mich anzupassen. „Die anderen finden es doof, also muss es wohl auch für mich doof sein.“

Ich stimmte in den allgemeinen Tenor ein, dass diese Ruhezeiten langweilig und nervig waren. Doch innerlich war da eine leise Stimme, die diese Momente der Stille liebte. Dieses innere Verbiegen hat sich tief eingeprägt: „Meine Freude an Stille ist nicht richtig. Ich bin falsch.“

Dieses Gefühl begleitete mich bis ins Erwachsenenalter. Jedes Mal, wenn die Stille da war, tauchten diese alten Gefühle von Traurigkeit und Leere auf, zusammen mit der Frage: „Was ist der Sinn meines Lebens?“ Um diese Unruhe zu vermeiden, flüchtete ich mich in Aktivität. Ich habe nie gelernt, dass Stille etwas Sicheres sein kann.

Das war ein Grund, den ich herausfand.

Die Ursachen, warum Stille so schwer ist – Ayurveda, Cold Depression und mehr

Durch meine persönliche Recherche und die tiefere Auseinandersetzung mit Ayurveda und der Cold Depression habe ich weitere Ursachen für meine Schwierigkeiten mit der Stille entdeckt. Diese Erkenntnisse haben mir geholfen, einen tieferen Blick auf mich selbst und mein Verhalten zu werfen.

Ayurveda – Das Vata-Dosha und die Schwierigkeit mit Stille

Im Ayurveda wissen wir, dass jeder Mensch aus einer Kombination der fünf Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther) besteht. Diese Elemente prägen nicht nur die Natur, sondern auch unseren Körper und Geist. Bei mir zeigt sich eine deutliche Dominanz des Vata-Doshas, das aus den Elementen Luft und Äther besteht.

  • Vata besteht aus Luft und Äther – den Elementen der Bewegung und des Raums. Menschen mit viel Vata sind kreativ, flexibel und voller Ideen, aber auch anfällig für Unruhe, Ängste und Zerstreutheit.
  • Wenn Vata aus dem Gleichgewicht gerät, wird der Geist wie ein unruhiger Wind, der niemals stillsteht. Stille wird zur Bedrohung, weil sie all die aufgewühlte Luft und alte Emotionen an die Oberfläche bringt.
  • Luft ist bewegt, sie hat die Eigenschaft, alles zu bewegen, und das spiegelt sich auch in meiner Persönlichkeit wider.Vata-Menschen sind lebendig, kreativ und voller Ideen, aber auch sprunghaft und unruhig. Ruhe fällt Menschen wie mir schwer, weil der Geist ständig in Bewegung ist, immer auf der Suche nach neuen Reizen und Aktivitäten.
  • Das Gegenteil von Vata ist Stille. Menschen mit einer starken Vata-Prägung finden es besonders schwer, in die Ruhe zu kommen, weil wir uns von dieser Unruhe getrieben fühlen. Doch gerade diese Menschen brauchen Ruhe und Struktur, um nicht in einer Überflutung von Gedanken und Emotionen zu verlieren.

 

Im Ayurveda gibt es Methoden, um Vata zu beruhigen und so auch den Weg zur Stille zu ebnen:
Ayurveda zeigt, dass Stille lernbar ist – nicht durch Zwang, sondern durch sanfte Methoden, die das überaktive Vata beruhigen. Für Menschen wie mich bedeutet das:

 

  • Rhythmus schaffen: Regelmäßige Tagesroutinen (Dinacharya) stabilisieren Vata und geben Sicherheit. Das beginnt mit festen Essens- und Schlafenszeiten und geht bis hin zu bewusst eingeplanten Ruhepausen.
  • Erdende Praktiken: Tätigkeiten wie langsames Spazierengehen, Selbstmassagen (Abhyanga) oder Yoga-Asanas wie Katze-Kuh beruhigen den Geist. Alles, was den Körper rhythmisch bewegt, bringt die aufgewühlte Luft in eine sanfte Richtung.
  • Warme, nährende Ernährung: Suppen, Eintöpfe und warme Getränke erden Vata und stabilisieren die Emotionen.
  • Pranayama: Atemübungen sind für Vata-Menschen enorm wichtig, um die wirbelige Luft mal wieder in die richtige Richtung zu lenken
  • Das Wichtigste: Alles, was Ruhe und Struktur in den Alltag bringt, kann helfen, die ständige Bewegung im Geist zu bremsen.

 

Ich habe festgestellt, dass mir besonders einfache und rhythmische Tätigkeiten wie aufräumen, spazieren gehen, oder Atemübungen helfen, zur Ruhe zu kommen.

 

Cold Depression: Wenn Stille schmerzt

Ein wichtiger Aspekt auf meinem Weg zum Verständnis der Schwierigkeit, Stille zu ertragen, ist das Konzept der Cold Depression. Diese Art der Depression wird oft als emotionale Kälte beschrieben, bei der man sich von den eigenen Gefühlen und der inneren Lebendigkeit abgeschnitten fühlt. Es ist ein Zustand, in dem man nach außen hin oft normal funktioniert, aber innerlich leer ist. Man fühlt sich nicht wirklich lebendig – und doch scheint es schwierig, aus diesem Zustand herauszufinden.

Was ist Cold Depression?

Cold Depression entsteht häufig durch ein verdrängtes Bedürfnis nach Ruhe und innerer Einkehr. Im Alltag wird dieses Bedürfnis oft von der Hektik und Ablenkung überdeckt. Doch tief im Inneren bleibt es bestehen: ein Gefühl der inneren Leere, das nicht wahrgenommen werden darf. Menschen, die in diesem Zustand leben, haben oft Schwierigkeiten, ihre eigenen Emotionen zu spüren. Stattdessen wird das Gefühl des „Nicht-Fühlens“ oder der „Gefühllosigkeit“ zur Normalität.

Für mich war es ein entscheidender Wendepunkt zu verstehen, dass Cold Depression auch daraus entstehen kann, dass wir nie gelernt haben, Emotionen wahrzunehmen und zu spüren. Stattdessen wurden diese Gefühle immer wieder beiseitegeschoben oder überdeckt. Und das hat Konsequenzen, die sich oft erst in Momenten der Stille bemerkbar machen.

Warum ist Stille bei Cold Depression so schwer?

Stille kann in diesem Zustand besonders schwer ertragbar sein. Warum? Wenn wir plötzlich still werden, kommen all die unterdrückten oder verdrängten Emotionen an die Oberfläche. In der Hektik des Alltags haben wir gelernt, diese Gefühle zu ignorieren oder zu betäuben. Doch in der Stille können sie sich wie eine emotionale Überflutung anfühlen, gegen die wir uns zu wehren versuchen.

Für viele Menschen mit Cold Depression bedeutet Stille auch Gefahr. Vielleicht haben sie in der Kindheit nie gelernt, dass es sicher ist, in Ruhe zu sein. Vielleicht wurde „still sein“ mit Zurückweisung, Langeweile oder Bestrafung assoziiert. Statt dass uns beigebracht wurde, dass es wertvoll und heilsam ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, haben wir stattdessen gelernt, dass nur durch Aktivität und Leistung Wert und Anerkennung erlangt werden.

Diese frühkindlichen Erfahrungen prägen unser Nervensystem. Unser Körper hat nicht gelernt, dass es sicher ist, nichts zu tun und in der Ruhe zu sein. Es ist, als ob Stille uns in diesen Zustand der inneren Leere zurückversetzt – und das ist erschreckend.

Der Weg aus der Cold Depression

Auch wenn Stille in der Cold Depression zunächst schmerzhaft und beängstigend erscheinen kann, gibt es Wege, sich wieder mit ihr zu versöhnen. Hier sind einige Schritte, die mir geholfen haben und die auch dir helfen könnten:

 

  1. Emotionale Sicherheit schaffen:
    Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es in Ordnung ist, einfach zu sein – ohne etwas leisten zu müssen. Meditation und Atemübungen sind wunderbare Werkzeuge, um in dieser Ruhe einen sicheren Raum für sich selbst zu schaffen.
  2. Langsames Herantasten an die Stille:
    Stille muss nicht sofort absolutes Schweigen bedeuten. Du kannst mit sanfter Musik, Naturgeräuschen oder geführten Meditationen beginnen. Diese helfen dabei, die innere Kälte allmählich aufzutauen und die emotionalen Blockaden zu lösen, die sich im Laufe der Jahre aufgebaut haben.
  3. Gefühle zulassen:
    Der wichtigste Schritt ist, sich zu erlauben, unangenehme Emotionen zu spüren. In der Stille wirst du vielleicht alte, unerledigte Gefühle wahrnehmen. Es kann sich zunächst unangenehm anfühlen, aber nur indem du diese Gefühle zulässt, kannst du sie auflösen und alte Muster ablegen.
  4. Unterstützung suchen:
    Es kann sehr hilfreich sein, sich Unterstützung von anderen Menschen zu holen, um über die eigenen Gefühle zu sprechen. Vielleicht hilft es dir, in einem sicheren Rahmen zu erkennen, dass du nicht allein mit deinen Gefühlen bist. Ein Coaching oder Gespräch kann dir helfen, die emotionale Last zu tragen und Schritt für Schritt mehr Ruhe und Frieden zu finden.

 


Fazit: Stille wird in der Cold Depression oft als Bedrohung wahrgenommen, weil sie uns mit verdrängten Gefühlen und ungelösten Emotionen konfrontiert. Doch mit der richtigen Unterstützung und dem langsamen Herantasten an die Stille kann diese Herausforderung überwunden werden. Die Stille kann ein Ort der Heilung sein, an dem wir uns wieder mit unseren Gefühlen verbinden und den Weg zu mehr emotionaler Sicherheit und innerer Ruhe finden.


Stille als Geschenk – mein persönlicher Weg

Heute ist Stille nicht mehr mein Feind, sondern ein wohltuender Ort der Ruhe. Ich liebe sie und plane mit täglich bewusste Stille ein. Sie zeigt mir, wo ich noch heilen darf, und gibt mir Raum, wieder zu mir selbst zu finden. Die Kombination aus ayurvedischen Praktiken und dem Bewusstwerden meiner Cold Depression hat mir geholfen, die Stille nicht nur zu ertragen, sondern sie zu lieben.

Für alle, die sich in meiner Geschichte wiedererkennen: Stille ist lernbar. Es ist ein Weg, der Geduld und Sanftheit mit sich selbst erfordert, aber am Ende ein tiefes Geschenk bereithält: den Zugang zu deiner eigenen inneren Wahrheit und Ruhe.


 

Dein Weg in die Stille
Wenn auch du Schwierigkeiten mit Stille hast, lade ich dich ein, dich sanft heranzutasten. Überlege dir:

  • Was gibt dir einen Rhythmus, der dich beruhigt?
  • Welche Tätigkeiten bringen dich in den Moment?
  • Wie kannst du dir emotionale Sicherheit schaffen?

Stille ist kein Ziel, das du erreichen musst. Sie ist ein Raum, den du Schritt für Schritt erkunden darfst – auf deine ganz eigene Weise.

 

Stille ist ein Geschenk an deine Seele, eine wohltuende Regeneration für deinen Körper und die empfunden Ruhe die Belohnung für dein ganzes System. Ruhe und Stille sind der Motor zur Lebensfreude, Ausgelassenheit und das Leben nach den eigenen Werten & Bedürfnissen (die bei Cold Depression, schwer zu erkennen sind).

 

Ich danke dir fürs lesen dieses persönlichen Artikel, für dein Vertrauen und deine Aufmerksamkeit.

 

Sat Nam, deine Heike

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